Jüdischer Friedhof Davos
Davos Islen
7270 Davos Platz
Tel.: +41 43 305 07 77
E-mail: info@swissjews.ch
Webseite: www.swissjews.ch
Wegbeschreibung
Erstmals wurde 1903 um die Errichtung eines jüdischen Friedhofs gebeten, da mehrere hundert Israeliten in Davos lebten und Todesfälle nicht selten waren. Bisher war es nicht möglich, die Toten rituell in Davos zu bestatten. Sie mussten also nach Zürich oder in ihre Heimat transportiert werden, was unerwünscht und kostspielig war. Deshalb lag es im Interesse des Kurortes, einen jüdischen Friedhof zu errichten. Dagegen war jedoch die Fraktions- und Kirchgemeinde Davos Platz, weil die Platzfrage nicht geregelt war und es keine gute Reklame gewesen wäre, wenn die Kurgäste ständig Friedhöfe unter den Augen gehabt hätten. Auch andere, vor allem finanzielle Gründe, sprachen dagegen.
Das zweite Gesuch im Jahre 1914 stieß ebenfalls auf wenig Sympathie; diesmal hieß es, man solle die Entstehung von konfessionellen Friedhöfen vermeiden. Aber für die Juden kam ein einheitlich konfessioneller Friedhof nicht in Frage, weil einerseits die Forderung nach einer exklusiv jüdischen Begräbnisstätte bestand, und andererseits die Exhumierung (Umbettung eines Toten, um ein neues Grab zu erstellen) verboten war. In den Anfängen des Judentums waren die Friedhöfe nicht bekannt. Der Leichnam wurde bei den Vätern in einem Familiengrab auf eigenem Boden nicht weit vom Haus bestattet. Als dann den Juden das Schicksal der Vertreibung und Zerstreuung über die halbe Welt zugefallen war, wurden die Friedhöfe für sie zu Stätten der Zuflucht und Stärkung und zum Abbild ihrer bedrohten Existenz. Sie mussten nun um einen eigenen Begräbnisplatz kämpfen, und ihre Friedhöfe widerspiegeln die quälende Enge ihrer Behausungen. Ihnen stand nur ein möglichst kleines Stück Land zu, das sie später selten erweitern durften.
Als dann 1919 über den Waldfriedhof abgestimmt wurde, befand sich im Amtsbericht dazu ein kurzer Hinweis auf den inzwischen von der Regierung Graubündens bewilligten jüdischen Friedhof, der ebenfalls auf dem Wildboden nach Plänen Gaberels angelegt werden sollte.
Schlussendlich dauerte die Realisierung dieses Vorhabens aber ein ganzes Jahrzehnt, da der israelitische Kostenanteil zuerst viel zu hoch war bei den damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen, und es zudem an Interessenten fehlte.
Im März 1931 schließlich kam ein Vertrag zwischen der Fraktionsgemeinde Davos Platz und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund zustande, in dem sich die Käuferin verpflichtete, das gekaufte Land nur als Friedhof zu benützen.
Im Jahr 1931 konnte der Friedhof endlich eingeweiht werden. Inzwischen zählt die Grabstätte 176 Gräber, 50 davon aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Platz wäre für etwa 900 Gräber, aber mit dem Rückgang der Tuberkulose ging auch die Zahl der jüdischen Kurgäste zurück.
Auffallend am jüdischen Friedhof ist die Schlichtheit: Die einheitlichen Grabsteine stehen in geraden Reihen in der Erde und sind alle nach Jerusalem ausgerichtet. Blumenschmuck ist nicht üblich, auch nicht anderer Schmuck; dies, obwohl bis um etwa 100 n. Chr. die Bestattungen sehr prunkvoll waren! Um diese Zeit nämlich starb ein angesehener Patriarch, der sich jedoch jeglichen Schmuck an seinem Grab verbat. Seither sind die jüdischen Gräber sehr schlicht, nach dem Motto: "Im Tod sind alle gleich". Als einziges Zeichen der Erinnerung werden Steine von den Besuchern auf die Gräber gelegt. Dieser Brauch geht auf frühere Zeiten zurück und ist ein Symbol dafür, dass man sich an die Verstorbenen erinnert.
Quelle: Zeitschrift Davoser Revue, 70. Jahrgang, Nr. 1, März 1995.